Charakter im Diesseits und im Jenseits
Wie präsentiert sich ein Jenseitiger, wenn er mit dem Diesseits in Kontakt tritt?
Welche irdischen Eigenschaften bleiben erhalten?

Wie oft hat Mama zu meinen Lebzeiten zu mir gesagt: Das bist nicht du, du bist doch eigentlich ganz anders! Und ich dachte mir, was hat sie denn, natürlich bin ich so wie ich bin. Aber sie hatte recht.
Und da sind wir schon mitten drin im eigentlichen Problem. Normalerweise versteht man ja unter dem Charakter eines Menschen das, wie er sich zu Lebzeiten zeigt. Aber ist das wirklich sein Charakter? Wie oft hört man im Diesseits: Der hat sich aber schwer verändert! Also hat er einen anderen Charakter angenommen? Habe ich einen anderen Charakter bekommen? Nein! So wie wir einen Menschen im Diesseits erleben, ist das ein Zusammenspiel aus ursprünglichem Charakter und all den Veränderungen, die durch Lebensumstände und vor allem Krankheit und Schicksalsschläge bedingt sind. Und da wird schon deutlich, was wir in die geistige Welt mitnehmen bzw. wie wir uns hier zeigen. All diese Eigenschaften, die wir durch unser irdisches Leben angenommen haben, verlieren wir, wenn wir in der geistigen Welt von Charakter sprechen. Wir kehren zurück zu dem, was unser Charakter ursprünglich war. Wenn ich an mich bzw. die Erzählungen über mich denke, dann ist es das, was mich heute in der geistigen Welt ausmacht wie z.B. fröhlich, wissbegierig, gesprächig, neugierig, humorvoll, lustig, stets auf der Suche nach neuen Dingen und Abenteuern, aber auch reflektiert und fürsorglich. Andere Eigenschaften, die sich bei mir im späteren Leben gezeigt haben, waren der Krankheit geschuldet und entsprachen nicht meinem Naturell. Ja, vielleicht wäre das eine bessere Beschreibung: statt von Charakter von Naturell zu sprechen. Denn das alles zeigt sich in der geistigen Welt, mit diesen Eigenschaften werden Medien konfrontiert. Diese „antrainierten“ Charaktereigenschaften, die situationsbedingt sind, gehören in den Bereich der irdischen Erfahrungen und werden von der Seele auch als solche abgespeichert. Aber was mich in meinem Innersten ausmacht, das bleibt erhalten.
Deshalb zeigen sich die „schrulligen Alten“ auch selten als solche, sondern lieber in früheren Jahren, als sie noch ihrem eigentlichen Charakter viel näher waren als zum Zeitpunkt ihres Übergangs, als sie sich durch Schmerz, Isolation oder Verbitterung komplett verändert haben. Deshalb fühlen wir uns nach unserem Übergang auch viel freier, weil all diese negativen Eigenschaften, die uns eigentlich gar nicht ausmachen, wegfallen. Und deshalb gibt es hier auch keinen Neid, Hass, Missgunst, und dergleichen, denn welches Baby kommt mit diesen Eigenschaften auf die Welt? Das ist alles der irdischen Umgebung, den irdischen Lebensumständen und dergleichen geschuldet, in denen jemand aufwächst oder sich bewegt. Je liebevoller die Umgebung ist, in der ein Kind aufwächst, um so mehr Resilienz entwickelt es im Laufe seines Lebens gegen negative Einflüsse, ganz abwehren kann es niemand. Ich habe wirklich sehr viel Liebe und Hingabe in meinem Elternhaus erhalten und trotzdem ist die eine oder andere negative Eigenschaft, vor allem durch meine Krankheit, an mir hängen geblieben. Ich möchte nicht wissen wie ich mich ohne die intensive Bindung und Liebe zu bzw. durch Mama unter diesen widrigen Umständen entwickelt hätte. Und da bin ich ihr so dankbar, dass es die Krankheit nicht geschafft hat, mich davon abzuhalten ab und zu ein Lächeln im Gesicht zu haben oder ein fürsorgliches Wort für Mama über die Lippen zu bringen. Ich bin froh, dass ich so lange durchhalten konnte, trotz allem, was die Krankheit mir auferlegt hat und wie sie versucht hat meinen „Charakter“ zu verändern.