Heute ist Muttertag und obwohl dieser Tag bei uns nie so etwas Herausragendes war, sind wir doch nachmittags mit meinen Großeltern auf eine Tasse Kaffee zusammengesessen und wenn das Wetter gut war, so wie heute, haben wir anschließend gegrillt. Wir haben gelacht und geredet und niemand hat daran gedacht, dass sich an diesen schönen Momenten irgendwann einmal etwas ändern könnte. Es war ganz klar, auch im nächsten Jahr werden wir am Muttertag wieder zusammen sein. Für Mama war es immer selbstverständlich, dass alle zu uns kamen und auch ich machte mir nie besondere Gedanken über diesen Tag – ein Tag wie jeder andere, wie Mama immer sagte.
Das erste Mal wurde ich etwas wachgerüttelt, als es meiner geliebten Omi am Muttertag sehr schlecht ging und statt des normalen Muttertagskaffees ging Mama ins Pflegeheim, wo Omi seit einer Woche mit gebrochenem Oberschenkelhals gehunfähig im Bett lag und sie kam mit ganz ernstem Gesicht zurück. Ging es Omi wirklich so schlecht? Ja, Mama hatte Recht, denn 2 Wochen später verstarb meine geliebte Omi.
Was wenn Mama so etwas widerfuhr? War ich doch schwer krank und auf sie angewiesen. Aber nicht nur das, nicht nur pragmatische Gründe versetzten mich in tiefe Unruhe und Trauer. Plötzlich wurde mir klar wie zerbrechlich dieses Leben ist und in was für einer „Blase der Selbstverständlichkeit“ ich bisher immer gelebt habe. Meine unendliche Liebe zu meiner Mama könnte von heute auf morgen zerstört werden, habe ich zum damaligen Zeitpunkt doch nichts von einem Leben nach dem Tod gewusst. Ich nahm mir vor in Zukunft dankbarer für alles zu sein, was sie für mich macht, nicht mehr alles als selbstverständlich anzusehen, ihr mehr als in der Vergangenheit zu danken und sie mehr wertzuschätzen. Aber wie ist der Mensch – man vergisst die guten Vorsätze, der Alltag mit all seinen Problemen holt einen ein und, obwohl ich ja viel Zeit zum Nachdenken hatte, habe ich den Gedanken, einmal von meiner geliebten Mama getrennt zu sein, verdrängt, weil er mich ängstigte und sehr traurig machte.
Und dann kam alles anders: ich musste das Diesseits vor Mama verlassen und habe sie zurückgelassen mit all den vielen unausgesprochenen Worten und Sätzen. Im Moment meines Übergangs war mir ja nicht bewusst, dass ich ihr das alles ja doch noch sagen kann, denn noch dachte ich, jetzt ist alles vorbei. Zu meiner großen Überraschung ging und geht es hier weiter. Natürlich können wir heute nicht mehr so wie früher gemeinsam Kaffee trinken, aber ich kann nach wie vor mit ihr reden, die vergangenen Monate Revue passieren lassen und mich für all das, was sie nach wie vor für mich macht, bedanken. Das ist eine große Erleichterung für mich. So konnte ich auch heute meinen Dank für all ihre Mühe während meiner Krankheit noch einmal aussprechen, für ihre Pflege, ihre aufmunternden Worte, einfach für all das, was sie mir zu Lebzeiten getan hat. Dass sie mir schon immer sehr viel bedeutet hat und es auch heute noch tut, musste ich nicht betonen, das weiß sie. Und obwohl sie heute Morgen traurig war, dass dieser Tag so ganz anders verlaufen wird, konnte ich sie doch durch lange Gespräche heute ein bisschen aufmuntern und ihr zeigen wie eng wir doch immer noch zusammenleben. Als sie heute vor dem Haus einen nahezu herzförmigen Stein liegen sah, war ihr Gedanke sofort, dass ich ihren Blick wohl darauf gerichtet habe und voller Freude und Dankbarkeit hat sie ihn zu ihrer Sammlung gelegt. Mama fragte mich dann, nachdem sie mit Omi Kontakt aufgenommen hatte, ob wir heute in der geistigen Welt Muttertag feiern. Nein, bedingt durch Mamas Gedanken sind wir natürlich auf diesen Tag gestoßen und haben uns an frühere, fröhliche Momente im Diesseits erinnert, doch da Mama uns so nachtrauert und so gar keine Lust hat, etwas Gemütliches zu unternehmen, sank auch bei uns das Energielevel, denn wenn sie sich freut, freuen wir uns auch und dann tanken wir Energie für weitere Unternehmungen, aber auch umgekehrt. Da aber unsere beiden Welten so eng verbunden sind, spürt man Freud und Leid im Diesseits auch im Jenseits. Für uns ein weiterer Beweis dafür, dass wir Jenseitigen nicht weg sind, nicht aus dem irdischen Leben verschwunden, wie manch einer denken mag, sondern einfach nur unsichtbar für das menschliche Auge geworden sind.
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